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Friedhof der Siedlungsgründer von Kehrig (2018/12)

In Kehrig, im Kreis Mayen-Koblenz nahe des Elzbachtales am nordwestlichen Rand des Maifelds gelegen, wurde durch eine Magnetometerprospektion im Vorfeld der Erweiterung eines Neubaugebietes ein bisher unbekanntes Reihengräberfeld aus dem frühen Mittelalter (6.-8. Jh. n. Chr.) entdeckt.

Zu erkennen sind 350-400 einzelne Gräber, die sich auf einer Fläche von rund 5500 m² erstrecken. Die zum Begräbnisplatz zugehörige fränkische Siedlung, wohl ein kleiner Weiler, lag vermutlich südwestlich 250 m entfernt im mittelalterlichen Kern des heutigen Ortes, wo sich die alte Kirche und der Kirchhof befanden. Die im Quellbereich eines Baches gegründete Ansiedlung lag an einer für den Warenaustausch wichtigen alten Fernstraße, die von Trier an der Mosel über die Eifel nach Mayen und ins Neuwieder Becken an den Rhein führte.

Um den Befund der geophysikalischen Prospektion archäologisch abzusichern, wurde auf dem Gräberfeld zusätzlich eine kleinflächige Grabungssondage durchgeführt. Genauer untersucht wurde ein Kindergrab von annähernd rechteckiger Form mit 1,25 m Länge und 0,72 m Breite. Skelettreste hatten sich nicht erhalten. Als einzige Beigabe im Grab befand sich im Beckenbereich, daher in Trachtlage, eine zum Gürtelbesatz zugehörige sog. überlange Riemenzunge. Sie besteht aus Bronze, ist 18 cm lang, 3 cm breit, 3 mm dick und ist unverziert. Das eine Ende ist abgerundet. Am anderen geraden Ende befinden sich drei kleine Löcher, in denen noch Faserreste vorhanden sind, die darauf hindeuten, dass die Riemenzunge ursprünglich an einem aus Leder oder textilen Material bestehenden Leibgürtel angenäht war. Da der Gurt offenbar keine Schnalle hatte, wurde er vielleicht mit einem Knoten zugebunden. Zu datieren ist die überlange Riemenzunge in die spätmerowingische oder frühkarolingische Zeit um 750 n. Chr. Das freigelegte Kindergrab gehört somit in eine sehr späte Nutzungsphase des Gräberfeldes, kurz bevor der Friedhof aufgegeben bzw. an die wohl mittlerweile in der Siedlung errichtete erste Kirche von Kehrig verlegt wurde.

Die gesamte Fläche des im Randbereich des heutigen Ortes liegenden frühmittelalterlichen Reihengräberfeldes wurde inzwischen von einer Überbauung ausgespart und unter Grabungsschutz gestellt.
Text: Dr. Cliff A. Jost, GDKE, Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz

Abbildungen:

Abb. 1

Kehrig. Durch behutsame Baggersondage oberflächig freigelegte, dicht aneinandergereihte Grabgruben des frühmittelalterlichen Gräberfeldes. Foto: GDKE, Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz/M. Gensty

Abb. 2

Kehrig. Die überlange Riemenzunge mit 18 cm Länge zierte als bronzener Riemenendbeschlag einen Gürtel der späten Merowinger- oder frühen Karolingerzeit. Foto: GDKE, Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz/D. Bach